Essen war nicht so meins, vor allem um diese Zeit. Wahrscheinlich lag es auch deshalb daran, dass wir nicht wirklich weiter kamen mit unseren Ermittlungen. Es dauerte einige Zeit bis wir zum Haus der Familie Vorhaus gelangten. Wir erfuhren, dass Jens, das Kind der Familie Vorhaus, den gleichen Traum hatte wie Michael und Elke (die Kinder unserer Gastfamilie). Und auch sie waren auf dem Jahrmarkt, und dort länger im Marionettentheater beim Clown Horobin.
Horobin …
Auf dem Weg zur Haushälterin der Familie Karmann gingen wir an einer Bäckerei vorbei. Die Verkäuferin wusste zu erzählen, dass der sogenannte „Schnauzer-Paule“ tot in der Nähe des Martini-Marktes aufgefunden wurde. Genauer gesagt lag dieser tot in einer Seitenstraße in der Nähe von Horobins Wagen.
Horobin …
Beim Hausmädchen gab es eine kleine Überraschung, denn die Kinder sind nicht wie uns erzählt wurde bei den Großeltern untergekommen, sondern Brigitte – das Hausmädchen – kümmerte sich derzeit um sie. Wir gaben die mitgebrachten Striezel vom Bäcker den beiden Kindern, die uns auch bald erzählten, dass auch sie am Vortag bei den Marionetten und der Clownshow waren. Das genügte uns. Wir wollten nicht weiter stören und ließen die drei vorerst für sich.
Aus der Zeitung erfuhren wir, dass ein gewisser Professor Reinhold W. Oberländer, ein alter Volkskundler, im Eichengraben 7 hier in Parchim wohnt. Wir hofften, dass er ein paar Erkenntnisse für uns parat hat und uns mehr über diesen Jahrmarkt erzählen würde. Wir suchten also nach einer Telefonzelle, wählten seine Nummer aber es nahm niemand ab. Wir statteten ihm daher einen Besuch ab.
Da uns an der Pforte niemand öffnete, schauten wir uns auf dem Gelände näher um. Auf der Rückseite war ein Fenster im ersten Stock auszumachen, welches nicht verschlossen war. In einem nahe gelegenen Schuppen fanden wir eine Leiter. Ich legte sie an und kletterte hoch. Was ich sah war erschreckend. Das Zimmer war zerwühlt und augenscheinlich lag der Professor mit dem Gesicht nach unten tot vor seinem Schreibtisch. Wir fanden überall zerstreut Schnipsel die offenbar zusammengehörten und machten uns dran diese zusammenzusetzen. Aus den Auszügen der Niederschriften (offenbar hatte der Professor etwas aufgedeckt) verdichteten sich die Hinweise auf: Kinder, Clown und Todesfälle. Jetzt reichte es uns: wir riefen die Polizei. 18 Uhr traf diese ein. Als wir zusammen mit den Polizisten die Treppe hoch zum Arbeitszimmer des Professors gingen, fiel einem Polizisten eine Eintrittskarte für eine Veranstaltung aus der Tasche. Ich nahm diese auf und las, dass Horobin heute Abend zu einem Maskenball einlädt. Was wird das hier …
Die Polizei nahm unsere Personalien auf, wir erklärten warum wir in dem Haus waren und schließlich lies man uns gehen. Wir entschlossen uns Horobin zu stellen – auf zum Markt.
Als wir am Jahrmarkt ankamen war alles düster. Nur in der Ferne war etwas auszumachen, aber kein Geräusch drang an unser Ohr. Wir gingen weiter. Vor uns war Markttreiben aber wir hörten immer noch nichts. Als wir uns umsahen war plötzlich hinter uns als auch links wie rechts die gleiche Szenerie auszumachen. Wie kann das sein. Eine Art gleisender Schein war auszumachen und wir gingen hindurch. Überall Menschen mit Masken um uns herum. An einer Art Glaskasten konnte man diese Masken kaufen die auch die Kinder während ihrer Taten aufhatten. In diesem Augenblick fiel uns auf, dass hier nirgends Kinder auszumachen waren – wo waren die Kinder? Jacob steckte eine Münze in den Schlitz. Die Puppe im Innern begann laut und schräg zu lachen und gab die Maske heraus. Ich organisierte mir auch eine – warum weiß ich heute nicht mehr. Unsere beiden Masken zeigten neutrale Gesichter. Als ich meine anprobierte musste ich feststellen, dass ich sie nicht mehr vom Gesicht lösen konnte. Panik ergriff mich. Unsere Blicke gingen gen Himmel und was wir sahen war Unbeschreiblich. Eine Projektion oder Abbild von Horobins lachendem Clownsgesicht war übergroß am Himmel auszumachen und man sah wie er scheinbar die Leute wie Marionetten „spielte“. Und plötzlich Lärm. Überall ohrenbetäubender Lärm und an jedem Mensch waren spinnunartige Fäden auszumachen die gen Himmel gingen.
Ab diesem Moment wurde mir schwarz vor Augen und ich muss mich auf die Erzählungen meiner Freunde stützen. Sie erzählten mir, dass die Menschenmenge verrückt geworden war und wie wild aufeinander einprügelte – ich mit eingeschlossen. Wie ich aus der Sache rauskam weiß ich leider nicht. Aber dank meiner Freunde bin ich noch am Leben, denn sie holten Sarah die Leiherkastenfrau um Horobin zu besänftigen. Sie erzählten mir noch von einem Gaukler mit Wagen der mit seine mTross aus zerlumpten Gestalten durch die Straßen zog, aber das ist im Moment zu viel für mich. Ich bin froh, dass ich heil aus dieser Sache herausgekommen bin und werde sicher nicht allzubald wieder einen Fuß in diese Stadt geschweige denn einen Jahrmarkt setzen.